Bauckhof, die Bioläden und die Zukunft

Ein Interview mit dem Vertriebs-Urgestein der Bauckhof Mühle, Uli Rueben, zur Entwicklung der Bio-Branche.

Ulrich Rueben ist unser Mann für den Fachhandel. Seit 1988 gehört die rheinische Frohnatur zur Bio-Szene, seit über 10 Jahren ist er für die Bauckhof Mühle tätig, oft unterwegs und besucht Bioläden in ganz Deutschland für uns. Er hält den Kontakt zum Fachhandel, hat ein offenes Ohr für Wünsche und bei Problemen. Auch für Betriebsführungen, Verkostungen und Schulungen, zum Beispiel zu unseren glutenfreien Produkten, ist er sich nicht zu schade. Also genau der Richtige, um zu erklären, warum die Bioläden für Bauckhof so wichtig sind. Aber auch, warum Bio nicht nur dort zu finden sein sollte.

Zur Person:

  • Ulrich Rueben, 62 Jahre alt, geboren in Köln und Vater von vier erwachsenen Kindern
  • Studierter Landwirt
  • Seit 2010 bei der Bauckhof Mühle
  • Zuständig für den Vertrieb im Bereich Fachhandel

Frage: Uli wie bist du in die Biobranche „geraten“?

Antwort: Ich habe mich schon während des Studiums für das Thema interessiert. Es gab damals an der Uni den Arbeitskreis Öko-Landbau, da habe ich mich engagiert. Irgendwann bin ich dann durch einen Zufall über eine Stelle bei der Bohlsener Mühle gestolpert und dort dann als Assistent der Geschäftsleitung eingestiegen. Und dann hat mich Bio nicht mehr losgelassen.

F: Und wann und warum ging es dann zur Bauckhof Mühle?

A: Die Bauckhöfe sind mir schon im Studium das erste Mal begegnet, ich habe auf dem Nachbarhof des Bauckhofs in Klein Süstedt ein Praktikum absolviert. In den Achtzigern war die Branche noch überschaubar, da bin ich Susan und Jan-Peter Bauck auf Messen und anderen Veranstaltungen immer wieder begegnet. Und natürlich hat man dann auch das ein oder andere Bio-Bierchen zusammen getrunken.

Und irgendwann hat es einfach gepasst, ich war einige Zeit selbstständig und wollte wieder in einem Team arbeiten. Beim  Bauckhof stimmte es dann einfach.

F: Du bist ja schon seit einigen Jahren dabei. Was ist es, das dich hier hält?

A: Es ist einfach eine tolle Tätigkeit. Der Fachhandel liegt mir am Herzen, ich bin viel draußen in den Läden, treffe viele Menschen. Es ist ein ständiger Austausch. Und ich mag, wie Bauckhof im Markt, von den Ladnern und auch den Endverbrauchern wahrgenommen wird. Dass ich viel frei arbeiten kann und quasi selbstständig im Unternehmen bin, rundet das Paket ab.

F: Wie hat sich der Biobereich präsentiert, als du in den Beruf eingestiegen bist?

A: Zunächst, in den 1970er Jahren, waren das Reformhäuser – ausschließlich dort gab es Bioprodukte. Nach und nach entwickelten sich Naturkost-Geschäfte, die damals noch fast ausschließlich von Aussteigern betrieben wurden. Ohnehin waren es zu Anfang sehr wenige, die den Weg in den Bioladen fanden. Sehr wenige, die aus der Überzeugung heraus, dass Lebensmittel umweltfreundlich hergestellt sein müssen, froh waren, diese dort kaufen zu können. Die beinahe tägliche Frage in den Bioläden lautete: „Gibt es dieses oder jenes auch in Bio?“

F: Und wie hat Bauckhof sich in diesem Umfeld präsentiert?

A: Wie gesagt, auch die Bauckhof-Produkte gab es anfangs hauptsächlich in den Reformhäusern. Der Grund dafür lag damals wie heute in der Besonderheit der Bauckhof-Produkte: sie stammten aus biologisch-dynamischem Anbau und waren nach Vorgaben der demeter-Richtlinien verarbeitet. Damals hat sich außerhalb dieses kleinen Marktes niemand für solche Produkte interessiert; das Besondere daran wurde einfach nicht verstanden. Somit erschien der Preis zu hoch. In den aufkommenden Bioläden verstand man dieses Anderssein der Bauckhof-Produkte – und übernahm die Aufgabe, diese Qualitätsprodukten den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu erklären..

F: Reformhäuser und Bioläden spielten also eine Vermittlerrolle und erklären den Wert der Produkte?

A: Genau, die Entwicklung und das Wachstum von Bauckhof war unter anderem das Verdienst der Bioläden, die jeden Tag unsere Produkte angeboten, erklärt und verkauft haben.

F: Was hat sich seitdem getan?

A: Inzwischen hat sich das sehr verändert. Bio ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und es wird von immer mehr Verbrauchern erkannt, dass Bio den einzigen Weg aus der landwirtschaftlichen Sackgasse darstellt, gesünder ist und ganz sicher nicht mehr Verzicht bedeutet. Man findet die Bio-Produkte inzwischen fast überall, neue Konzepte wie die Bio-Supermärkte sind entstanden. Und man findet Bio in immer mehr klassischen Super- oder Drogeriemärkten. Natürlich spielen die Bioläden und Reformhäuser weiterhin eine große Rolle. Und auch sie haben sich verändert, sind viel professioneller geworden.

F: Und wie zeigt sich das ganz konkret bei der Bauckhof Mühle?

A: Bauckhof ist, wie die gesamte Szene, einfach viel professioneller geworden ohne dabei seine Seele zu verlieren. Wir sind immer noch echte Bios, haben uns aber für neue Vertriebskanäle geöffnet, neue Geschäftsfelder wie glutenfreie Produkte erschlossen. Wir haben uns bewusst dafür entschieden auch an den klassischen Lebensmitteleinzelhandel zu liefern. Das wurde durchaus kontrovers diskutiert, intern und extern.

F: Bioladen und Supermarkt, für dich also kein Widerspruch, dass Bauckhof beide Wege geht?

A: Keineswegs. Schon vor vielen Jahren haben wir bei Bauckhof gesehen, dass unsere Welt viel mehr Biolandbau braucht, um noch für unsere Kinder, Enkel und Urenkel ein lebenswerter Ort zu sein. So sehen wir 100 % Bio-Landbau in Deutschland als unser Ziel, nur so lässt sich unsere Umwelt erhalten und unser Klima stabilisieren. Ein „weiter wie bisher“ reicht in keinem Fall aus. Wir unternehmen immer größere Schritte auf unser Ziel zu, um den Fortschritt des ökologischen Landbaues zu beschleunigen. Das ist nicht immer ohne Risiko, aber „weiter wie bisher“ erscheint uns deutlich riskanter.

Und am Ende sind die Verbraucher selber ein wichtiger Grund für die Präsenz im klassischen Lebensmitteleinzelhandel. Mit ihrem Kaufverhalten möchten sie ein kleines Bisschen zu einer besseren Welt beitragen und haben so den Weg gezeigt. Das bedienen wir und wir möchten auch den klassischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) für das Thema sensibilisieren und schulen. Anstatt das Thema Bio im LEH den Nahrungsmittel-Konzernen zu überlassen, übernehmen wir hier Verantwortung. So stellen wir zum Beispiel sicher, dass unsere Rohstoffe möglichst regional erzeugt und die Landwirte fair bezahlt werden.

F: Wie hat sich der Markt darüber hinaus geändert und was bedeutet das für dich im Vertrieb?

A: Neben den schon erwähnten neuen Vertriebswegen beschäftigt mich das Thema Onlinehandel. Hier wird sich mit Sicherheit einiges tun in den kommenden Jahren. Spätestens durch die Corona-Pandemie ist hier etwas in Bewegung gekommen.

Der Biomarkt insgesamt wächst stark und wir auch – das ist auch gut so. Wir haben darauf mit unserem Mühlen-Neubau reagiert. Wir vom Vertrieb haben die Aufgabe, die dort hergestellten Produkte an die Verbraucher zu bringen. Das tun wir hauptsächlich im Fachhandel, aber auch in anderen Vertriebskanälen, die zu uns passen.

F: Warum ist der Fachhandel für Bauckhof weiterhin so wichtig?

A: Der Fachhandel ist der Innovationsort für Bio. Und wir gehören zu den Innovatoren. Produkte die wir machen, müssen im Fachhandel erfolgreich sein und sind es in der Regel auch. Weil der Fachhandelskunde die Produkte viel eher versteht.

Im Fachhandel gibt es traditionell einen partnerschaftlichen Umgang, das möchten wir auch nach außen tragen. Der Fachhandel hat eine Speerspitzenfunktion. Hier finden wir langjährige Partner, die mit uns zusammen das Thema Bio insgesamt weiter entwickeln und erhalten viel positives Feedback und konstruktive Kritik.

Das ist und bleibt die Basis für 100 Prozent Bio.

F: Wie wird sich der Fachhandel zukünftig entwickeln, wie siehst du die Rolle von Bauckhof dabei?

A: Es wird eine weitere Professionalisierung stattfinden. Der Fachhandel wird weiterhin am dichtesten an den Kunden sein und die Avantgarde bilden. Neue Einzelhandelskonzepte sind zu erwarten, tolle Ideen die die Wichtigkeit der Branche unterstreichen. Ganz klar, der Fachhandel spielt auch in Zukunft eine Vorreiterrolle.

Wir sind weiterhin enger Partner des Fachhandels, suchen den Austausch, das Feedback und wollen uns gemeinsam verbessern und entwickeln.

Vielen Dank für das Gespräch!