Gräflich Bernstorff'sche Betriebe

Betriebsleiter Sebastiaan Huisman beliefert den Bauckhof mit verschiedenen Getreidesorten, darunter auch glutenfreien Hafer. Neben einem kleinen demeter-Hof in den Niederlanden aufgewachsen, ist Sebastiaan schon immer ein demeter-Enthusiast. Seit 25 Jahren ist er auf demeter-Höfen in ganz Europa tätig, seit 20 Jahren liefert er an die Firma Bauck und seit zwei Jahren ist er auf den gräflich Bernstorff'schen Betrieben in Gartow Betriebsleiter, den er in dieser Zeit auf demeter umstellte. Die Zusammenarbeit mit der Firma Bauck hat sich über die Jahre zu einer sehr guten Beziehung entwickelt und wir freuen uns, Sebastiaan im Kreis Lüchow-Dannenberg als regionalen Nachbarn zu haben. Unsere neue Hafermühle freut sich auf die nächste Ernte!

Frage: Magst du uns einmal ein paar Eckdaten zu eurem Betrieb nennen?

Antwort: Also, wir haben hier 68 Hektar und 120 Aberdeen Red Angus Rinder, die wir im Rahmen eines europaweiten Rinderzuchtprojekts züchten. Dann haben wir noch 20 Dexter, das sind die kleinen Kühe mit den Hörnern, ganz wild eigentlich, aber super robust – das ist aber mehr ein Hobby. Und dann haben wir noch 6.000 Legehennen.

Frage: Auch alles demeter?

Antwort: Alles demeter!

Frage: Und seit wann?

Antwort: Der Waldgarten, seit knapp fünf Jahren. Und der Rest vom Betrieb ist jetzt seit 2019 Jahr komplett demeter.

Frage: Und davor Bioland?

Antwort: Genau, davor Bioland mit demeter-Kulturen. Die Nährstoffversorgung kam größenteils über die konventionellen Biogasanlage. Ich bin nicht so begeistert von Biogas und ihre Rest-Produkte. Dieser Dünger wirkt wie Kunstdünger und baut keine Lebendigkeit im Boden auf. Deswegen haben wir eine Feldkompostierung angefangen und den Betrieb zu 100 % auf Demeter umgestellt. Damit sind wir sehr zufrieden (und die Regenwürmer auch). Für die Kompostierung bekommen wir jetzt 10.000 Tonnen Grüngut von der Gemeinde, also Holz und Mähreste. Und da geben wir 40% Mist und 10% Lehm dazu, also Ton-Mineral, und das kompostieren wir.

Frage: Und warum demeter? Was überzeugt dich da so sehr?

Antwort: Ich mache das seit 25 Jahren. Und ich weiß, dass es funktioniert! Ich habe zum Beispiel ein Projekt in Polen aufgebaut, auf dem komplett erodierte Böden waren – 2.000 Hektar unter ein Prozent Humus, kein Wasser, Sandstürme, keine Hecken, gar nichts. Und dann haben wir dort Wasserlandschaften angelegt - 30 Hektar See gebaut, Hecken gepflanzt und jährlich 20.000 Tonnen Kompost ausgebracht. Und diese holistische Herangehensweise, zu sagen, wir bringen die Sachen zusammen, die zusammengehören und wir machen das bio, ohne Kunstdünger und ohne Gift. Also die Zusammenhänge wiederherzustellen, und gleichzeitig auf die Tiere, Pflanzen, Hecken, die Natur und den Boden zu gucken – das ist ein Gesamtsystem, das man implementiert. Und das ist jetzt regenerativ. Im Prinzip ist es das, was Steiner vor mittlerweile 100 Jahren aufgeschrieben hat. Und das fasziniert mich. Dabei spielt auch eine Rolle, wie man auf den Menschen und die Menschheitsentwicklung schaut, und das gefällt mir einfach.

Frage: Und ihr liefert Hafer an Bauck?

Antwort­: Alles. Nicht nur Hafer, sondern auch Roggen, Dinkel und Weizen.

Frage: Und warum ausgerechnet diese Getreide?

Antwort: Naja man hat ja eine Fruchtfolge […] Jan-Peter [Bauck] kennt mich schon ganz gut und ich habe ihm gesagt: Du kannst nicht nur die Rosinen picken, du musst auch Roggen und alles andere kaufen. Wir verhandeln meistens im Paket mit Bauck.

Frage: Und liefert ihr auch glutenfreien Hafer?

Antwort: Ja, klar! Fast ausschließlich.

Frage: Und das kann recht stressig sein mit dem anderen Getreide, oder? Der Drescher muss auch glutenfrei sein und so weiter.

Antwort: Deswegen versuche ich meistens erst den Hafer zu dreschen. Den Rest lasse ich stehen solange das Wetter das zulässt. Ich mache dann zuerst den Hafer fertig und fang dann mit dem anderen Getreide an.

Frage: Und wie ist die Zusammenarbeit mit Bauck?

Antwort: Super, das kann ich nicht anders sagen. Früher hatten wir mal kleine Differenzen, aber heute lachen Jan-Peter und ich darüber. 

Frage: Wie lange liefert ihr denn schon an Bauck?

Antwort: Ich liefer schon sehr lange an Bauck. 20 Jahre oder so. Der Betrieb hier etwa 4 Jahre.

Frage: Und was ist so dein besonderes Highlight, was macht dir an der Landwirtschaft am meisten Spaß?

Antwort: Ich glaub die Vielfalt. Wir haben hier 18 verschiedene Kulturen […] Wir haben eine große Biodiversität, das macht es komplex und interessant. Und wenn dann mal was schiefgeht ist es nicht schlimm, also wenn dann mal etwas im Unkraut ist, ist es halt so, dann haben wir immer noch von allem anderen genug. Wir sind alle super unterschiedlich, aber irgendwie findet sich das so zusammen. Ich bin natürlich nicht immer vor Ort, das heißt es muss auch ohne mich gehen.

Frage: Aber das klappt?

Antwort: Ja, mal mehr mal weniger (lacht).

Frage: Aufgewachsen bist du in Holland, richtig?

Antwort: Ja, und mit 23 habe ich dann meinen ersten Betrieb gegründet, also gleich nach dem Studium. Einen Milchvieh- und Ackerbau-Betrieb in Deutschland.

Frage: Und was hast du studiert?

Antwort: Landwirtschaft. Dann bin ich mit 5.000 Gulden (entspricht heute etwa 50.000 €, Anm. d Red.) in der Tasche rüber und habe gesagt: Ich will demeter-Landwirtschaft machen. Und alle haben gesagt, der spinnt.

Frage: Aber wie bist du denn mit 23 auf demeter-Landwirtschaft gekommen?

Antwort: In meiner Familie sind Anwälte, Ärzte und Makler. Und ich mache Landwirtschaft, das interessiert mich eben. Mein Nachbar war ein demeter-Landwirt mit 20 ha, zehn Kühen – also ein ganz kleiner Hof. Und als Junge habe ich da immer mitgeholfen. Aber in Holland kann man schlecht anfangen, wenn man keine eigenen Ländereien besitzt. Das ist sehr teuer. 1 ha kostet mittlerweile 60.000- 100.000 Euro. Das kann man nicht zurückverdienen. Und dann bin ich nach Deutschland, bin zur Bank und hab gesagt ich brauch 100.000 Mark. Ich wurde gefragt: Haben Sie einen Businessplan? Hatte ich natürlich nicht, ich wusste ja nicht wie es läuft. Ich habe die 100.000 Mark dann aber trotzdem bekommen und habe angefangen.

Frage: Und wo war das?

Antwort: An der luxemburgischen Grenze, in der Eifel. Das habe ich acht Jahre lang gemacht und dann kamen neue Herausforderungen auf uns zu.

Die naturgemäße Rinderzucht

Die Bauern werden bei der naturgemäßen Rinderzucht begleitet. Das geht gerade durch die Decke und ist ganz spannend. Wir haben auch einen Rinderzuchtverband in Österreich gegründet. Hier helfen wir das richtige Rind zu züchten. Dr. Günter Postler und ich haben das dann angefangen mit die erste 1.000 Euro von Karl Ludwig Schweisfurth geschenkt! Einen Monat später kam die Anfrage, ob ich in Polen unterstützen kann. Dann bin ich 2004 dort hingefahren und 2005 habe wir Als Familie beschlossen dort hinzuziehen.

Von 2005 bis 2017 haben wir das Dorfprojekt Juchowo mit aufgebaut. Und jetzt bin ich wieder in Deutschland.

Danke für das Gespräch!