Genetik und Züchtung

Natürliche Prozesse erhalten

Die Genetik der Geflügelrassen liegt größtentteils in der Hand dreier weltweit agierender Konzerne, weil sie die Rechte an der Abstammung erworben haben, und auch hier gibt es lediglich eine Handvoll genetischer Linien. Neue Techniken wie das Genscreening und CRISPR/Cas führen dazu, dass die Wissenschaft den natürlichen und langwierigen Prozess der Züchtung umgehen kann: Ergebnisse, die sonst zehn Jahre und mehr in Anspruch genommen haben, sind innerhalb eines Jahres zu erzielen. Wahrscheinlich mit gravierenden Folgen: Schon jetzt ist der genetische Pool sehr klein. Wenn wir so weitermachen, werden die über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte gezüchteten Rassen vollständig verschwinden. Ein Kreislauf, der bildlich immer enger wird und in dem der Verbraucher eine maßgebliche Rolle spielt – durch seine Kaufentscheidung kommen die Gesetze der Marktwirtschaft zum Tragen.

Worauf wird das Augenmerk gelegt? Auf billiges, massenhaft vorhandenes Fleisch? Oder fordert der Verbraucher gute Tierhaltung ein und ist er bereit, diese auch zu bezahlen? Diese Zusammenhänge sind sehr komplex. Bis die Verbraucher soweit informiert sind und sich dieses auch im Kaufverhalten widerspiegelt, werden wohl noch Jahre vergehen. Bleibt zu hoffen, dass die genetische Vielfalt dann noch existiert. Deshalb ist es uns vom Bauckhof so wichtig, dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen und mit der eigenen Tierhaltung und dem Engagement im Bereich der ökologischen Tierzucht die natürlichen Prozesse zu erhalten.

Schlachtkörper im Vergleich

Dieses Foto zeigt deutlich, was die Züchtung aus den Hähnen macht. Links ist ein Zweinutzungshahn der ÖTZ_Zucht, eine sogenannte Gebrauchskreuzung zwischen „Bresshuhn“ und „Whiterock“ zu sehen. Daneben unser Bruderhahn aus der Legehennenzuchtlinie „Lohmann Brown Plus“. Der sogenannte Zwei-Nutzen Hahn der sehr intensiv auf Legeleistung gezüchten Linie „Sandy“ wiegt nur ein Drittel von der ökologisch überall verwendeten Masthuhnlinie „ISA JA75“.
Der Zweinutzungshahn und der Bruderhahn machen vom Körperbau beide einen harmonischen, ausgewogenen Eindruck. Am Beispiel des Masthahns und des Zwei- Nutzen- Hahns kann man gut erkennen, wie sich die Zuchtrichtungen in die spezialisierten Sparten Mast- und Legezucht aufgesplittet haben. Der abgebildetete Masthahn ist eine langsam wachsende Zuchtlinie (sozusagen der Bummelzug) unter den Masthühnern. Er ist das derzeit am häufigsten verkaufte/gekaufte Bio-Geflügelprodukt in Deutschland.